Montag, 6. Dezember 2010

Das Video zum Buch


Als Produzent von Videobiographien weiß man um die Möglichkeiten von Bewegtbildern. Deshalb habe ich im Laufe der letzten Tage ein Video zusammengestellt, das einige Aspekte des Buches von Johannes Buchmann aufgreift und ihn als Person plastischer macht. Es enthält ein Interview mit ihm, Auszüge aus den aufgezeichneten Gesprächen und eine Reihe von Dokumentaraufnahmen aus amerikanischen und russischen Archiven, die das Ganze optisch verstärken.

Im ersten Teil spricht Johannes Buchmann über eine denkwürdige Begegnung während des Krieges mit einem guten Bekannten aus seiner Heimatstadt Dorsten. Der Bekannte hieß Theodor Nordmann und war in jener Zeit nicht nur in seinem Geburtsort ziemlich berühmt. Er hatte als Stuka-Pilot eine ganz erstaunliche Menge an Einsätzen absolviert und war nach und nach bis in den Dienstrang eines Majors aufgerückt. Seine Position am Ende: Kommodore des Schlachtgeschwaders 3. Nur kurz bevor Buchmann als Bordfunker einer mit vier Mann besetzten Junkers Ju-88-Besatzung nach Sizilien beordert wurde, war auch Nordmann im Mittelmeerraum geflogen. Er kam nur mit viel Glück wieder zurück, als er 20 Stunden nach einem Absturz in einem Schlauchboot driftend aus dem Wasser gefischt wurde.

Was die beiden deutlich unterschied: Der drei Jahre ältere Nordmann war ein weitaus ehrgeizigerer Mensch, dem das zum Verhängnis wurde, als er kurz vor dem Ende des Krieges in Ostpreußen ums Leben kam. Über die Todesursache gibt es unterschiedliche Versionen. Die offizielle lautet: Er sei in der Luft mit seinem Flugzeug mit der Maschine eines Rottenkameraden zusammengestoßen und abgestürzt. Die andere Version enthüllt Johannes Buchmann in seinem Buch. Die Quelle: Nordmanns Schwester, die Buchmann 2005 in der österreichischen Stadt Linz besuchte. Auf seiner Spurensuche, die ihn in jene Stadt führte, in der zwischen Mai und Juli 1945 in einem Lager der Sowjetischen Armee gefangen war, ehe er sich durch eine couragierte Flucht Richtung Heimat absetzen konnte.

Theodor Nordmann, den alle nur Theo nannten, war zu Lebzeiten für Dorsten eine Identifikationsfigur. So berichtete die Dorstener Zeitung 1991 in einem Artikel (Bild rechts im Ausriss) über Soldaten und Offiziere der Stadt ("in der Zeit der Nationalsozialismus waren sie die Stars") über ein besonderes Ereignis. Seine Heimatstadt ließ dem mit dem Ritterkreuz (plus Eichenlaub und Schwertern) bedachten Luftwaffenmajor eine weitere Auszeichnung zuteil werden. Nordmann wurde zum Ehrenbürger ernannt und trug sich bei einer Veranstaltung ins Goldene Buch ein. Die Zeitung sprach knapp 50 Jahre später in der Überschrift von einer "betrogenen Generation". Eine Einschätzung, die, wie Johannes Buchmann im Video andeutet, auf Nordmann sicher nicht zutraf. Der sei zwar alles andere als ein Anhänger von Vorgesetzten wie dem outrierten Hermann Göring gewesen. Aber er habe gleichzeitig den Ehrgeiz gehabt, "ein vorbildlicher deutscher Offizier zu sein. Und das saß ihm in den Knochen. Und das war er auch." Nordmann – Jahrgang 1918 – wurde 26 Jahre alt.

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