Freitag, 11. Februar 2011

Indien liest mit

Ich habe mich heute gefragt: Was ist Flipkart? Die Frage tauchte auf, als ich entdeckte, dass diese Webseite das Buch von Johannes Buchmann in ihr Angebot aufgenommen hat. Die Antwort: Flipkart ist ein Online-Shopping-Dienst in Bangalore in Indien.

Was die Verantwortlichen dazu gebracht hat, ein deutschsprachiges Buch in einem Land zum Verkauf anzubieten, dessen gebildete Schichten Englisch sprechen, bleibt ein Rätsel. Hat jemand das Buch gelesen und seinen besonderen Wert für indische Leser entdeckt, die Deutsch verstehen? Es wäre schön, wenn es so wäre. Aber das lässt sich von hier aus – in New York – überhaupt nicht feststellen. Die bescheidenen Möglichkeiten, die man von dieser Warte aus hat, den Weg des Titels zu verfolgen, sind nicht der Rede wert. Nicht mal dem Amazon-Verkaufsranking darf man viel Vertrauen schenken. Dort ist der Titel heute zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen relativ weit hochgeschnellt und erreichte kurzfristig einen Platz in der 21.000er Zone. Gleichzeitig notierte der Amazon-Rechner hohe Platzierungen in einigen Unterlisten ("Bücher>Politik & Geschichte>Geschichte nach Ländern>Europa>Russland", "Bücher > Fachbücher > Geschichtswissenschaft>Staatenwelt>Europa>Russland", "Bücher>Biografien & Erinnerungen>Soziales>Flucht & Emigration") , was einem ahnungslosen Beobachter zumindest den Eindruck vermittelt, dass das Buch tatsächlich von Käufern bestellt wird. Wie kämen sonst diese Bewegungen in den Ranglisten zustande?

Aber man sollte sich davon nicht zu sehr beeinflussen lassen. Sonst würde man sich nicht mal mehr darüber freuen, dass die Buchhandlung Theodor Kargl in Waidhofen, wo man das Buch früh auf der hauseigenen Webseite anbot, heute nach der Veröffentlichung in den Niederösterreichischen Nachrichten zumindest soviel vermelden konnte: Die nette Dame am Telefon sagte, man habe bereits ein Exemplar verkauft.

Dienstag, 8. Februar 2011

Schauplatz Waldviertel: Die Flucht aus der Gefangenschaft

Es gibt in den Erinnerungen von Johannes Buchmann einen Schauplatz, an dem seine Lebensgeschichte eine markante Wendung nahm. Es ist die kleine Stadt Waidhofen an der Thaya, einem Ort im Waldviertel im Nordosten von Österreich. Dort wurde er nach der Kapitulation der deutschen Streitkräfte im Mai 1945 in einem Kriegsgefangenenlazarett der Roten Armee gefangen gehalten, nachdem er zuvor mehrere Kilometer weiter nördlich auf der anderen Seite der Grenze nach Tschechien arrestiert worden war. Aus dieser Gefangenschaft ist der Feldwebel der Luftwaffe zwei Monate später mit einem Oberleutnant der Wehrmacht entwichen. Die Flucht war hervorragend vorbereitet und gelang.

Genau 60 Jahre später ist Johannes Buchmann von den USA aus noch einmal nach Waidhofen gereist und hat sich auf Spurensuche begeben – nach Linz und ins Waldviertel, dem "Ahnengau des Führers", wo sich die Wege des jungen Deutschen und die der Ursprünge der Ideologie, die zur totalen Vernichtung führte, auf eine kuriose Weise gekreuzt hatten. Im Buch berichtet er von dieser Rückkehr und beschreibt die Wurzeln der Nazis in der Stammregion der Hitlers. Gleichzeitig verknüpft er seine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen mit mehreren hilfreichen Sekundärquellen. Darunter vor allem das Buch des aus Waidhofen stammenden Christoph Schadauer Das Jahr 1945 im politischen Bezirk Waidhofen/Thaya. Schadauer hatte in den achtziger Jahren für seine Arbeit noch sehr viele Zeitzeugen befragen können und eine geschichtswissenschaftlich wertvolle Arbeit veröffentlicht, die es einem gestattet, die nur kurze Geschichte dieses Lagers der Roten Armee besser einzuordnen und nachzuvollziehen.

Weitere Materialien waren von Wert. Darunter auch die Dissertation der Waidhofener Pädagogin Ilse Wais ("Das Kriegsende im Bezirk Waidhofen an der Thaya und die Verhältnisse danach") und die Spurensuche des Schriftstellers Peter Härtling, der im benachbarten Zwettl in der gleichen Zeit seinen in Gefangenschaft geratenen Vater verloren hatte ("Zwettl: Nachprüfung einer Erinnerung“).

Die Niederösterreichischen Nachrichten, eine Wochenzeitung der Region, haben in dieser Woche denn auch das Buch ihren Lesern vorgestellt. "Die Zeitzeugen werden immer weniger", schrieb Hannes Ramharter in seinem Artikel. "da sind die Aufzeichungen eines Kriegsgefangenen im großen Lager des Waidhofner Stadtparks über die Zustände jener Zeit hochinteressant."

Siehe auch den Blogpost über Fußnoten und Quellen.