Sonntag, 16. Januar 2011

Der andere Buchmann

Es ist schwer nachzuvollziehen, wie ein solcher Fehler passieren kann: Da steht doch tatsächlich auf einigen Webseiten, die das Buch von Johannes Buchmann anbieten, folgender Text:
"Johannes A. Buchmann is Professor of Computer Science and Mathematics at the Technical University of Darmstadt, and an Associate Editor of the Journal of Cryptology. In 1985, he received a Feodor Lynen Fellowship of the Alexander von Humboldt Foundation. He has also received the most prestigious award in science in Germany, the Leibniz Award of the German Science Foundation (Deutsche Forschungsgemeinschaft)."

Mehr über Professor Johannes Alfred Buchmann (Bild), der 1953 in Köln geboren wurde, kann man auf der Wikipedia-Seite erfahren, die seinen faszinierenden Lebensweg nachzeichnet.

Es handelt sich hierbei um eine Verwechslung. Eine, wie sie einem Computer oder Automaten in der Welt der Textbausteine vermutlich immer wieder passiert (wenn kein Mensch dem Apparat über die Schultern schaut und die Fehler korrigiert). Der Grund ist einfach: Beide Menschen tragen den gleichen Namen. Obwohl: Es gibt bereits dort einen kleinen Unterschied. Würde Johannes Buchmann aus Dorsten ein Mittelinitial benutzen, wäre es ein H. (für Hermann). Zusätzlich zum Namen gibt es allerdings noch eine reizvolle Duplizität (die der Computer nicht gewusst haben wird): die Technische Universität Darmstadt. An dieser Hochschule hat Johannes H. Buchmann nach dem Krieg das Fundament für seine berufliche Laufbahn in den USA geschaffen. Er studierte dort Gerbereichemie.

Wichtiger allerdings für seine Lebenserfahrung und dieses Buch: Er erlebte dort die Zeit der Luftbrücke, in der er nachts von den Motorengeräuschen der amerikanischen Flugzeuge wach gehalten wurde, die von der Flugüberwachung auf dem Weg von und nach Berlin (von den Flughäfen Frankfurt und Wiesbaden aus) auf eine Route über Darmstadt gelotst wurden. "Der Lärm der Propeller gehört zu den mächtigen Geräuschen aus dem Schallarchiv des Zweiten Weltkriegs, einer Kakophonie aus Bombenexplosionen, Luftschutzsirenen, dem Gerassel von Panzerketten und dem Stöhnen von Verwundeten", schreibt Johannes Buchmann in Der Rest wurde am Boden zerstört. Das Wummern und Gedröhne machten ihm "jede Nacht aufs Neue klar, dass ich dem fernen Echo dieses Krieges noch immer nicht entkommen war": "Ich schlafe normalerweise gut. Aber diese Geräuschkulisse löste meine schlimmsten Erinnerungen aus. Ich lag stundenlang wach und dachte an meine Zeit im Zweiten Weltkrieg. Es handelte sich hauptsächlich um Gedanken ans Abstürzen. Und solche ans Durchkommen."

Die Erfahrung wurde zu einem Ausgangspunkt für sein Buch, das neben anderen Dingen eine Auseinandersetzung mit der im Krieg erlittenen Traumatisierung ist. Buchmann schildert seine Beschäftigung mit seinen Erlebnissen so: "Ich bin später nie wieder in Darmstadt gewesen. Aber ich bin sechzig Jahre nach dem Ende des Krieges noch einmal in diese kleine Stadt in der Region gefahren, die die Österreicher Waldviertel nennen. Ich habe dort mit der Spurensuche und der Erinnerungsarbeit begonnen. Es war mir ein Bedürfnis, einen Abschluss zu finden."